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Handelszeitung: E-Banking der Zukunft

Contovista Das Schlieremer Fintech Startup hat eine Analysesoftware entwickelt, die Kunden hilft, ihre Ausgaben im Blick zu halten. Sie lässt sich in klassische Online-Banking-Programme integrieren.

Die Business-Idee
Die meisten Schweizer nutzen heute E-Banking für ihre Zahlungen. Gleichzeitig führen viele ihr digitales Ausgabenbüchlein separat auf zahlreichen darauf zugeschnittenen Apps. Um zeit zu sparen und Übersicht zu schaffen, hat das 2013 gegründeten Startup Contovista ein Tool entworfen, das beides kombiniert: "Wir haben einen Finanzmanager entwickelt, den Baken einfach in ihrer Online-Programme integrieren können", erklärt Gian Reto à Porta, Geschäftsführer und Mitgründer von Contovista. Der Personal-Finance-Manager analysiert automatisch Ausgaben und Einnahmen. Der Finanzmanager fasst die Besuche beim Detailhändler oder im Restaurant in unterteilten Kategorien zusammen. Praktischer Clou an der Sache: "Mit einer Stichwortsuche lassen sich Ausgaben ganz einfach finden", so à Porta.

Die Gründer
Die beiden Gründer Gian Reto à Porta und Nicolas Cepeda kennen sich schon seit ihrem Wirtschaftsinformatikstudium an der Universität Zürich. "Es war klar, dass wir irgendwann einmal zusammen etwas starten würden, die Frage war bloss, wann", sagt à Porta. Das war vor gut zehn Jahren. Unterstützung von der Uni gab es aber noch keine: "Die Startup-Kultur war damals noch längst nicht so etabliert wie heute", erinnert sich der Fintech-Unternehmer. Während Cepeda als CTO die Software entwickelt hat und hauptverantwortlich für die technischen Details ist, übernimmt à Porta das strategische Geschäft. Beide waren zuvor in der Bankberatung tätig.

Der Markt
Die Schwyzer und die Zürcher Kantonalbank setzen beide schon das Contovista-Tool ein. "Die technische Basis ist besonders gut kompatibel mit unserer Systemlandschaft", erklärt eine Sprecherin der ZKB. In der Schweiz haben nur die UBS und Postfinance in der Vergangeheit schon vergleichbare Anwendungen eingesetzt, meistens waren das selbstprogrammierte Applikationen. Der Nachteil solcher Lösungen liege auf der Hand, sagt à Porta. Denn eigene Programme sind teuer. Deshalb sei eine integrierbare Software, wie die von Contovista, sinnvoller. Neben Conovista gibt es in Europa eine Handvoll Mitbewerbe. Zu ihnen zählt auch Qontis, der einzige Schweizer Mitkonkurrent. Im Gegensatz zu Qontis konzentrieren sich die Schlieremer aber ausschliesslich auf das Firmenkundengeschäft. Die Konkurrenz fährt hingegen zweigleisig und setzt auch auf Privatkunden. Damit konkurrieren Qontis aber mit sich selbst um Kunden, sagt Andreas Dietrich, Professor für Banking an der Hochschule Luzern. Für Banken sei es interessanter, wenn die software nicht auf dem freien Markt erhältlich sei.

Das Kapital
Mit seiner Idee konnte à Porta bereits Grössen wie Doodle-Erfinder Myke Näf, Ex-Google-Security-Entwickler Thomas Dübendorfer oder Wuala-Gründer Luzius Meisser als Businessangels gewinnen. Avaloq und Finnova, die grössten Schweizer Hersteller für Bankensoftware, haben Contovista früh Rückenwind gegeben und bieten ihren Kunden das Plug-in an.

Die Chance
Contovista schrieb 2015 erstmals schwarze Zahlen. Für 2016 sind laut à Porta schon neue Kooperationen mit Banken vereinbart. Auch das Team soll weiter wachsen: Zu den neun Mitarbeitern stossen bis zu sechs neue dazu. Mittel- oder langfristig will das Softwareunternehmen in Richtung Grossbritannien, Österreich und Deutschland expandieren. Seinen persönlichen Finanzmanager will Contovista zum intelligenten Ratgeber ausbauen, der dem Nutzer zum Beispiel Ratschläge gibt, wie er Steuern sparen kann.